VerBindung - Der Schlüssel zu echten Beziehungen
- jpasson4
- 22. Nov. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Nov. 2024
Das Thema VerBindung liegt mir besonders am Herzen, denn es zeigt, wie wir mit uns selbst, anderen und der Welt in Beziehung treten. Verbindungen sind das Fundament, auf dem wir Vertrauen aufbauen, Beziehungen gestalten und unserem Leben Tiefe und Sinn verleihen.
In der nächsten Zeit möchte ich diesem wichtigen Thema mehr Aufmerksamkeit schenken und hier regelmäßig Impulse und Gedanken dazu teilen. Gemeinsam können wir erforschen, wie Verbindung entsteht, welche Kraft sie hat und wie sie unser Leben bereichert. Ich freue mich, wenn du dabei bist und wir uns gemeinsam auf diese Reise begeben!

Ein Lächeln erblüht vor den ehrnen Mauern eines griechischen Klosters – ein flüchtiger Augenblick der Verbindung, in dem sich Tradition, Mensch und die unermessliche Weite des Meeres zu einem stillen Moment vereinen.
Foto: Wolf
Liebe - die Kraft der echten Verbundenheit (Teil 1)
„Le véritable amour commence quand rien n'est attendu en retour.“ / „Die wirkliche Liebe beginnt, wo keine Gegengabe mehr erwartet wird.“ – Antoine de Saint-Exupéry, Citadelle (Die Stadt in der Wüste)
Das Zitat vermittelt die Idee, dass wahre Liebe ein Geben ist, das frei von Bedingungen und Erwartungen bleibt. Sie fließt ohne den Wunsch nach Kontrolle, Gegenleistung oder Bestätigung. Wer liebt, weil er einfach liebt, erlebt Freiheit und Authentizität. Diese Liebe schafft Raum, den anderen anzunehmen, wie er ist – bedingungslos.
Eine solche Liebe verlangt nichts, sondern stärkt und unterstützt. Sie stellt das Glück des anderen in den Mittelpunkt, ohne dabei das eigene Ich zu verlieren. Gerade in dieser Selbstlosigkeit liegt eine besondere Kraft und Tiefe. Wenn Liebe ohne Erwartungen gelebt wird, wird sie zu einer freien Entscheidung. Beide Partner*innen bleiben, weil sie es möchten, nicht weil sie es müssen. Dieses Vertrauen schafft eine Grundlage, auf der Liebe wachsen kann, getragen von Zuneigung statt von Verpflichtung.
Doch in der Praxis ist diese Vorstellung eine Herausforderung. Beziehungen basieren oft auf Gegenseitigkeit, was das Ideal der bedingungslosen Liebe schwer greifbar macht. Das Zitat fordert uns jedoch auf, innezuhalten und uns zu fragen: Lieben wir um der Liebe willen – oder weil wir etwas erwarten? Es ist ein Aufruf, Liebe in ihrer reinsten Form zu leben: als selbstlosen Akt, der nichts fordert und einfach ist..
Was macht eine gesunde Liebesbeziehung aus?
Wenn man sich mal durch Ratgeber oder Internet-Beiträge klickt, stößt man ständig auf den Satz: Eine gesunde und erfüllte Beziehung entsteht, wenn sich zwei Menschen emotional öffnen – und das ohne den anderen für ihr eigenes Glück zu brauchen. Klingt erstmal vernünftig, oder? Im Klartext heißt das: Beide Partner*innen sollten ein erfülltes Leben auch unabhängig voneinander führen können. Sie sehen sich nicht als zwei Hälften, die erst zusammen ein Ganzes ergeben, sondern als eigenständige Persönlichkeiten, die aus freiem Willen und echter Zuneigung zueinander finden.
Klingt super – aber mal ehrlich: Wer schafft das schon wirklich? Und vor allem, wie kommt man dahin? Genau an dieser Stelle schweigen die meisten Ratgeber auffällig laut.
Also schauen wir uns mal genauer an, was „sich emotional öffnen“ eigentlich bedeutet. Es heißt, die eigenen Gefühle, Gedanken und auch Verletzlichkeiten mit jemandem zu teilen. Das ist keine leichte Übung, sondern ein echter Vertrauensbeweis. Emotionales Öffnen braucht Mut, weil es oft mit der Angst vor Zurückweisung oder Verletzung verbunden ist. Doch genau hier liegt der Schlüssel für echte Nähe und tiefere Verbindungen.
Die amerikanische Forscherin Brené Brown bringt es auf den Punkt: „Sich verletzlich zu zeigen, ist der stärkste Ausdruck von Mut.“ Und sie weiß, wovon sie spricht. In ihrer Arbeit zu Scham, Verletzlichkeit und Empathie hat sie gezeigt, dass Verletzlichkeit keine Schwäche ist, sondern eine echte Stärke. Denn nur, wenn wir uns öffnen, können wir wahre Verbindung erleben – und genau darum geht es doch in jeder Beziehung, oder?
Aber mal ehrlich – wie oft haben wir uns schon emotional geöffnet und sind dann enttäuscht worden? Wahrscheinlich mehr, als wir zählen können. Oft passiert das sogar schon früh im Leben, so früh, dass wir uns gar nicht mehr bewusst daran erinnern. Und genau hier entstehen Ängste und diese tief sitzende, toxische Scham, eine mächtige Emotion, die uns zurückhält. Kein Wunder also, dass es uns so schwerfällt, uns wirklich zu öffnen.
Klar ist aber auch: Gesund ist es, sich in einer Beziehung nicht völlig aufzugeben. Wahres Glück beginnt in uns selbst – unabhängig von einem*r Partner*in. Tatsächlich zeigt es Stärke und Reife, wenn wir uns als eigenständige, wertvolle Person wahrnehmen. Wer sich selbst liebt und achtet, bringt die besten Voraussetzungen mit, um eine Beziehung voller Respekt, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung zu führen.
Diese innere Unabhängigkeit schafft Raum für echte Nähe. Sie befreit von der Angst, den anderen zu verlieren oder sich selbst dabei aufzugeben. Statt Abhängigkeit oder Besitzdenken entsteht eine Partnerschaft, die auf Freiwilligkeit und Akzeptanz basiert. So können beide Partner*innen einander unterstützen, inspirieren und bereichern – ohne dabei ihre eigenen Ziele und Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren.
Wahre Liebe entsteht nicht daraus, sich im anderen zu verlieren, sondern darin, ein gemeinsames Leben bewusst zu gestalten und zu teilen. Wenn beide Partner*innen Raum für die Individualität des anderen lassen, schaffen sie die Grundlage für eine Beziehung, die nicht nur besteht, sondern in ihrer Tiefe und Verbundenheit wirklich aufblühen kann. Solche Beziehungen zeichnen sich durch gegenseitigen Respekt, Vertrauen und eine liebevolle Balance zwischen Nähe und persönlicher Freiheit aus – ein echtes Fundament für langfristiges Glück.
Aber warum fällt uns das bloß so schwer?
Gründe für das Nichtgelingen
Es gibt viele Gründe, warum Partnerschaften scheitern oder nicht in unserem Sinne gelingen. Diese können individuell unterschiedlich sein, aber oft lassen sie sich auf bestimmte Muster und Dynamiken zurückführen. Hier einige der häufigsten Gründe:
1. Mangelnde Kommunikation
Offene und ehrliche Gespräche sind das Fundament jeder Beziehung. Wenn Paare nicht über ihre Gefühle, Wünsche oder Probleme sprechen, entstehen Missverständnisse und Frustrationen. Oft bleiben unausgesprochene Erwartungen unerfüllt, was zu Enttäuschungen führt.
2. Emotionale Abhängigkeit
Eine Beziehung kann belastend werden, wenn einer oder beide Partner*innen ihr Selbstwertgefühl ausschließlich aus der Partnerschaft beziehen. Diese Abhängigkeit kann zu Klammern, Eifersucht oder einem Ungleichgewicht in der Beziehung führen.
3. Unrealistische Erwartungen
Medien und romantisierte Vorstellungen von Liebe erzeugen oft Erwartungen, die in der Realität schwer zu erfüllen sind. Der Wunsch nach dem „perfekten“ Partner führt dazu, dass Schwächen des anderen nicht akzeptiert werden können.
4. Fehlende Selbstreflexion
Wenn Partner*innen ihre eigenen Ängste, Unsicherheiten und Verhaltensmuster nicht hinterfragen, projizieren sie diese oft auf die Beziehung. Ohne persönliche Weiterentwicklung bleibt die Beziehung stagniert.
5. Ungesunde Konfliktbewältigung
Konflikte gehören zu jeder Beziehung, aber die Art und Weise, wie sie ausgetragen werden, macht den Unterschied. Häufiges Anschweigen, Anschreien oder passiv-aggressives Verhalten können die Beziehung nachhaltig beschädigen.
6. Unfähigkeit, Grenzen zu setzen
Einige Menschen haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen klar zu kommunizieren. Sie opfern sich auf oder lassen Übergriffe zu, was langfristig zu Frust und Unzufriedenheit führt.
7. Unterschiedliche Werte und Lebensziele
Wenn Partner*innen nicht dieselben Werte teilen oder ihre Lebensziele auseinandergehen, kann dies langfristig zu Konflikten führen – etwa bei der Familienplanung, Karriereentscheidungen oder grundlegenden Lebensvorstellungen.
8. Verlust von Intimität
Mit der Zeit können Alltag und Stress dazu führen, dass Nähe und Intimität in einer Beziehung abnehmen. Wenn die körperliche oder emotionale Verbindung verloren geht, fühlen sich Partner*innen oft entfremdet.
9. Verletztes Vertrauen
Untreue, Lügen oder andere Formen des Betrugs können das Fundament einer Beziehung erschüttern. Vertrauen ist schwer wieder aufzubauen, wenn es einmal gebrochen wurde.
10. Äußere Belastungen
Faktoren wie finanzielle Sorgen, beruflicher Stress oder familiäre Probleme können sich negativ auf die Beziehung auswirken, wenn keine Zeit für die Partnerschaft bleibt.
11. Ungesunde Muster aus der Kindheit
Frühere Erfahrungen, besonders aus der Kindheit, prägen oft das Bindungsverhalten. Unsichere oder konfliktreiche Eltern-Kind-Beziehungen können dazu führen, dass Menschen Schwierigkeiten haben, stabile Beziehungen aufzubauen.
12. Angst vor Nähe oder Verlust
Manche Menschen ziehen sich aus Angst vor Verletzung zurück, während andere aus Verlustangst klammern. Beides kann die Balance in einer Partnerschaft stören.
13. Fehlende Wertschätzung
Wenn kleine Gesten der Anerkennung oder Dankbarkeit ausbleiben, können sich Partner*innen emotional distanziert fühlen. Wertschätzung ist essenziell, um eine positive Beziehung aufrechtzuerhalten.
14. Stress durch Rollenverteilung
Wenn Erwartungen an Rollen (z. B. beruflich, haushaltstechnisch oder emotional) unausgesprochen oder unausgeglichen sind, entstehen Spannungen.
15. Keine gemeinsame Weiterentwicklung
Menschen verändern sich im Laufe ihres Lebens. Wenn Partner*innen sich nicht zusammen weiterentwickeln, können sie sich auseinanderleben und irgendwann keine gemeinsamen Interessen oder Ziele mehr teilen.
Doch was ist der Kern von all den genannten Gründen? Warum fällt es uns so schwer, offen und ehrlich zu kommunizieren? Was hält uns wirklich davon ab, unser wahres Ich zu zeigen? Woher kommt diese Angst vor Nähe? Was ist los mit dem eigenen Selbstwertgefühl?
Diesen Fragen möchte ich in dieser Serie in den kommenden Blogbeiträgen nachgehen. In der nächsten Folge werde ich dazu den Songtext Suspicion genauer unter die Lupe nehmen.
Literatur:
Brené Brown (2017): Verletzlichkeit macht stark. Goldmann.
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