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Chronischer Stress im Leistungssport: Wie das Kohärenzgefühl Belastungen entgegenwirkt

Hohe Zeitbelastungen, Leistungsdruck und permanente Anforderungen gehören im Leistungssport zum Alltag. Sportler*innen jonglieren nicht nur Training, Wettkämpfe und Regeneration – viele verfolgen parallel eine duale Karriere, zum Beispiel Ausbildung, Studium oder Beruf. Dass dieser Spagat herausfordernd ist, überrascht kaum. Doch wie stark wirkt sich all das tatsächlich auf das Stresserleben aus? Und welche inneren Faktoren helfen, gesund damit umzugehen?


In einer Untersuchung mit Spielerinnen eines Frauen-Bundesligateams bin ich genau diesen Fragen nachgegangen.


Sportler*innen stehen unter hohem Leistungs- und Zeitdruck – chronischer Stress ist oft unsichtbarer Begleiter. Foto: Shutterstock
Sportler*innen stehen unter hohem Leistungs- und Zeitdruck – chronischer Stress ist oft unsichtbarer Begleiter. Foto: Shutterstock

Chronischer Stress – ein unsichtbarer Gegner im Leistungssport


Wenn körperliche und mentale Anforderungen über längere Zeit hoch bleiben, kann chronischer Stress entstehen. Für Profisportler*innen hat das weitreichende Folgen: sinkende Leistungsfähigkeit, erhöhte Verletzungsanfälligkeit und Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden.


Die Studie zeigt dabei ein besonderes Ergebnis:

Rund die Hälfte der untersuchten Spielerinnen weist eine überdurchschnittlich hohe chronische Stressbelastung auf – verglichen mit gleichaltrigen Frauen aus der Allgemeinbevölkerung.

Das verdeutlicht: Die Anforderungen im professionellen Fußball - und sehr wahrscheinlich auch in anderen Sportarten - sind nicht nur intensiv, sondern wirken sich messbar auf die Gesundheit aus.



Duale Karriere: Hohe Belastung – aber nicht der entscheidende Stressfaktor


Spannend ist, dass die zusätzliche Zeitbelastung durch eine duale Karriere nicht erklärt, warum die Spielerinnen höhere chronische Stresswerte aufweisen.


Das bedeutet: Der Stress entsteht nicht allein durch „zu wenig Zeit“, sondern vermutlich durch die Kombination aus Leistungsdruck, ständigen Erwartungen sowie emotionaler und physischer Dauerbelastung.



Kohärenzgefühl: Ein entscheidender Schutzfaktor


Ein zentraler Fokus der Studie war das Kohärenzgefühl (Sense of Coherence, SOC) – eine persönliche Ressource, die beschreibt:

  • Wie verstehbar Situationen erscheinen

  • Wie gut man sich ihnen gewachsen fühlt

  • Wie sinnvoll man das eigene Tun erlebt


Die Ergebnisse machen deutlich:

Spielerinnen mit einem höheren Kohärenzgefühl empfinden deutlich weniger chronischen Stress.

Damit bestätigt die Untersuchung, was die Resilienzforschung schon länger zeigt: Ein starkes Kohärenzgefühl wirkt wie ein psychischer Puffer – besonders in anspruchsvollen Lebens- und Leistungsumgebungen.


Gleichzeitig fällt auf, dass die SOC-Werte der untersuchten Sportler*innen niedriger sind als die von Frauen ihrer Altersgruppe in der Allgemeinbevölkerung. Das eröffnet wichtige Fragen für Prävention und sportpsychologische Unterstützung.



Was bedeutet das für die Praxis?


Die Ergebnisse machen klar: Leistungssportler*innen benötigen mehr als Trainingspläne und Regenerationseinheiten – sie brauchen Räume, um mentale Belastungen zu reflektieren und innere Stärke gezielt aufzubauen.


Dazu gehören:

  • Stärkung des Kohärenzgefühls

  • Psychoedukation über Stressmechanismen

  • Förderung von Selbstwirksamkeit

  • Training mentaler Skills wie Fokussierung oder Emotionsregulation

  • Unterstützung beim Umgang mit dualen Anforderungen


Die Studie liefert damit wichtige Hinweise für Vereine, Trainerteams, Sportpsycholog*innen und die Spielerinnen selbst.



Fazit


Die Untersuchung zeigt:

Chronischer Stress ist beispielsweise im Profifußball der Frauen weit verbreitet – und ein starkes Kohärenzgefühl ist ein entscheidender Schutzfaktor.

Eine duale Karriere erhöht zwar den Zeitdruck, erklärt aber das erhöhte Stresserleben nicht allein. Vielmehr braucht es gezielte Unterstützung, um mentale Stärke zu fördern und die langfristige Gesundheit von Sportler*innenn zu sichern.



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